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1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 144

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
144 sammlungsplatz des Heeres, forum (bei Tacitus annai I, 61 u. 67 principia) mit der Rednerbhne, tribunal oder suggestus. Vor dem praetorium lag die ara. Von den Truppen lagen in der reten-tura die cohors praetoria und die oberen Offiziere, also das ganze Hauptquartier, und ausgewhlte Leute (electi) der Hilfsvlker. In der praetentura lagen die Legionen und die Bundesgenossen, von einander getrennt durch die via sagularis. Ursprnglich waren dem Walle zunchst die socii und auxiliares und in der Mitte der-selben die Legionssoldaten gelagert; spter aber wurden die oft recht unzuverlssigen aueritalischen Hilfsvlker von den Legionen einge-schlssen (die socii nominis Latini Hatten durch die lex Julia des Jahres 90 das rmische Brgerrecht bekommen und waren somit in die Legion eingereiht worden). Jedoch lagen die Soldaten nicht hart am Walle, sondern zwischen dem Walle und der ersten Ieltreihe, striga, war ein freier Raum, intervallum (ca. 40 m breit), der dem Tro zugewiesen war. Im Sommer lagerten die Soldaten unter Zelten, pelles, ten-toria oder tabernacula, im Winter in stroh- und rasengedeckten Baracken, casae. Das Lager war gesichert durch Schildwachen ober Posten, custo-diae; sie zerfielen in excubiae, Tageswachen, und vigiliae, Nachtwachen. Letztere dauerten von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens und zerfielen in 4 gleiche Teile, vigilia prima etc. Zu diesem Posten kamen grere Wachtkommandos vor dem Lager, stationes (in statione esse). Fr die Nacht wurde eine Parole ausgegeben, tessera. Die Wachen wurden gestellt von den velites, die deshalb auch auerhalb des Lagers kampierten. Auer den Tageslagern kannte der Rmer noch Standlager, castra stativa, wobei castra aestiva und castra hiberna unterschieben wrben. Hygin allerbings versteht unter castra aestiva nur Marschlager und unter castra stativa Winterlager. Aber der Begriff verschob sich naturgem, als auch im Sommer die Heere lnger an einem Orte blieben. der die (Einrichtung der Stanblager finb wir erst durch die Aufbeckung der groen Stanblager in Neu, Haltern usw. unterrichtet, ba die alten militrischen Schriftsteller nur das Marschlager im Auge haben. Da aber auch bzl. der Marschlager die Nachrichten nicht bereinstimmen, erklrt sich baraus, ba die erhaltenen Aufzeichnungen Iahrhunberte auseinanberliegen (Polybios f 122 v. Chr., Hyginus unter Trajan f 117 n. Chr., Vegetius schrieb seine epitome rei mili-taris in 4 Bchern zwischen 384 und 395 n. Chr.). Auerhalb dieser Stanblager befanben sich die Verkaufspltze, fora, aus benen nicht selten spter Stbte entstauben. Im Interesse der Disziplin wrbe die Besatzung des Stanblagers mit militrischen bungen ober mit Wege- und Schanzarbeiten beschftigt.

2. Altertum - S. 47

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 47 — Die Darstellung in Xenophons Anabasis, welche m klarer Einfach, heit dahinfließt (7 B.), ist eins der herrlichsten Denkmäler der antiken Literatur und gehört zu den besten und wertvollsten Memoirenwerken, die uns überliefert sind (vgl. Caesars Gall. Krieg). 1. Die Katastrophe von kunaxa?) Anabasis, I, Kap. 8. Nach M. Oberbreyer. Schon stand die Sonne hoch, und der Lagerplatz, wo man Halt machen wollte2), war nahe, als Patagyas, ein persischer Vertrauter des Cyrus, im stärksten Galopp, auf schweißtriefenbem Pferbe, heransprengte und allen, auf die er stieß, auf persisch und griechisch zurief, der König rücke mit einem großen Heere in Schlachtorbnung an. Da entstaub ein arges Durcheinanber, beim Griechen und Perser glaubten, sogleich noch ungerüstet von ihm überfallen zu werben. Cyrus sprang vom Wagen, warf sich in den Harnisch, schwang sich aufs Pferb, ergriff seine Wurfspieße und befahl, ein jeber solle sich rüsten und auf seinen Posten stellen. Dies geschah mit großer Geschwinbigkeit. Klearch^) nahm seinen Posten auf dem rechten Flügel am Euphrat ein, ihm schloß sich Proxenus und diesem die übrigen Anführer an; Menon aber bildete mit seinem Korps den linken Flügel des griechischen Heeres. Von den persischen Truppen ftanben tausenb paphlagonische Reiter auf dem rechten Flügel beim Klearch, wohin sich auch die griechischen Peltaften4) gestellt hatten. Den linken Flügel bilbete Ariäus, Unterbefehlshaber des Cyrus, mit den andern barbarischen Truppen. Im Mitteltreffen befanb sich Cyrus mit sechs-hunbert Reitern, die alle mit großen Panzern, Beinharnifchen und Helmen bewehrt waren. Cyrus allein erwartete unbehelmt den Kampf. Alle Pferbe bei der Armee des Cyrus hatten Stirn- und Brustschilbe, und die Reiter führten auch griechische Schwerter. Schon war es Mittag, und der Feind hatte sich noch nicht sehen lassen. Nachmittags aber erblickte man Staub, der einer weißen Wolke glich, nicht lange bar auf sich in ein gewisses Dunkel verwanbelte und die ganze Fläche einnahm. Man näherte sich noch mehr, und sogleich leuchtete das Metall hervor, und man erkannte beutlich die Wurfspieße und die Abteilungen des Feinbes. Auf dem linken Flügel besfelben rückte Reiterei an, mit weißen Harnischen gerüstet, und würde, wie es hieß, von Tiffa-phernes fommanbiert; an biefe schlossen sich Truppen mit geflochtenen Schilben; ihnen zur Seite marschierte schmergerüstetes Fußvolk mit hölzernen Schilden, die bis an die Füße reichten, dem Vernehmen nach Aegypter; noch anbere Truppen, teils Reiterei, teils Bogenschützen, folgten biefen. Das gesamte Kriegsheer war nach Völkerschaften abgeteilt, die in geschlossenen Vierecken einzeln aufmarschierten. Vor der Front fuhren Sichelwagen, durch große Zwischenräume von einanber getrennt. Die Sicheln l) Nördlich von Babylon. — Der Tag der Schlacht war der 3. September. Die Griechen machten durchschnittlich Tagemärsche von 150 Stadien (5 Parasangen) — 33/t geogr. Meilen. 3) Der Anführer der Griechen. — 4) Speerträger.

3. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 169

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 169 — 121. Die Schlacht bei Lützen. 1631. Bericht des Generals Gallas an Kaiser Ferdinand I., bei Fr. Förster, Wallensteins Prozeß. Urk.-B. S. 94 ff. Allerdurchlauchtigster re. — Der Herzog von Friedland hat wollen seine Armada in die Winterquartiere verlegen und hat sein Hauptquartier genommen im Stadle Lützen. Der Feind folget der Friedländischen Armee, kommt den 15. [Nov.] über einen Paß, so bei einem Torfe, Rippach genannt, hebet an, mit den kroatischen Truppen zu scharmützeln, und weil die Nacht herankommt, bleibt er die Nacht im Felde in Schlachtordnung liegen. Tags darauf geht er alsbald früh auf unsere Armee, die sich in der Nacht gleichfalls in Schlachtordnung gesetzt, scharmützelt mit den Kroaten, bis er so nahe kommt, daß man von beiden Seiten mit Stücken auseinander spielt, führt feine Truppen auf die unfrigen ungefähr dreihundert Schritt voneinander und setzet sodann auf den linken Flügel, den Herr Holk kommandieret. Und da man eben treffen will, kommt der Herr Graf Pappenheim1) mit seiner Kavallerie auf dem linken Flügel und fängt die Schlacht um 11 Uhr vormittags an. Allda, bald im Anfange, wird der Herr von Pappenheim mit zwei Schüssen verwundet von der Walstatt weggeführt und ist bald darauf verschieden. Sobald aber des Feindes Truppen auf unsere Kürassiere getroffen, kommt das Geschrei, der König sei gefangen, und bald daraus, er sei tot. Nichtsdestoweniger setzten die Truppen stark aufeinander, also daß eine große Verwirrung sowohl auf unserer als auch auf des Feindes Seite sich erhoben hat. Der dicke Nebel aber hat verhindert, daß man die große Verwirrung gemerket. Hieraus setzet das Regiment des Obersten Comargo nebst fünf Kompagnien Reiter auf des Feindes Mitte, welche von 37 Fähnlein ist gewesen, darunter das alte blaue Regiment, kommen mitten darein, trennen und schlagen sie ganz. Des Feindes Reiter aber kommen zu Hilfe, verhindern, daß man des Königs Körper nicht hat können wegbringen, und bringen unsere Reiterei wieder in Unordnung, also daß unsere Artillere bloß stehen bleibt. Unsere Infanterie, die von den Reitern bloß gelassen war, trat zu den andern, spielen aufeinander ganzer sechs Stunden lang und haben keinen Fuß breit Erde verloren. Unsere Reiter, so ohne eine Ursache zurückgewichen, fallen auf unsere Bagage, nehmen einen Raub und fliehen ein Teil nach Halle; einen Teil aber hat Herr Holke wieder zusammengebracht und führet sie wieder auf die Walstatt. Hieraus spielet der Feind gar stark mit Stücken und führet feine Kavallerie ab, den Unfrigen aber kommt eine Unterstützung von fünf Pappenheimfchen Regimentern zu Fuß, welche *) Die Ordre, durch welche Wallenstein den auf Halle gegangenen Pappenheim schleunigst zurückrief (blutgetränkt bei Pappenheim vorgefunden), lautet: „Der Feind marschiert hereinwärts. Der Herr lasse alles stehen und liegen und incaminiere [kehre] sich herzu mit allem Volk und Stücken, auf daß er morgens früh bei uns sich befindet. Zch aber verbleibe hiermit des Herrn dienstwilliger A. H. zu M."

4. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 195

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Vom Kassai bis Mukenge. Palmen beschattet wird. Tambo selbst ist an einer regel- mäßigen Palmenallee angelegt, die von 50 zu 50 in kreisförmig erweitert ist, um hier Hütten und Wohn- räume auszunehmen. Im Zentrum dieser Kreise sieht man des Abends die Eingeborenen um ein Feuer ge- schart, wo sie gemütlich plaudernd ihren Hanf rauchen. Nicht nnnder schön sind drei nördlich von Tambo ange- baute Ortschaften, von denen aus die Täler des Kalambei und des Dischibi ein hübsches Panorama abgeben. An letzterem entlang ziehen sich ausgedehnte Maniokfelder, und jenseits derselben sieht man die düstern Umrisse des Urwaldes. Das Wesen des Baluba ändert sich von hier ab, die Hütten von Tambo sind geräumig und in anderer Art hergestellt wie die der bisher berührten Ortschaften. Wir finden hier die Hausform. Die Bevölkerung hat nicht mehr den scheuen Charakter, der uns noch vor wenigen Tagen so unangenehm aufgefallen war. Der nächste Marsch führte über hügeliges, mit mehreren kleinern Urwaldparzellen und Baumfavanne bedecktes Gelände nach dem Dorfe Mukelle. Nur der Tfchikamakama und sein Schwesterbach, der Kange, durch- schneiden mit feuchten Niederungen unfern Pfad. Auch der folgende Tag brachte uns dasselbe landschaftliche Bild, nur die Zahl der Wasseradern ward größer. Der Aufenthalt, den sie und einzelne Urwaldungen bereiteten, war doch fo erheblich, daß wir erst spät am Tage einen Platz erreichten, wo wir trotz seiner ungünstigen Lage unser Lager aufschlagen mußten. Wasser und Ortschaften waren weit entfernt. Die Leute machten keine ver- gnügten Gesichter, doch der kommende Tag entschädigte sie durch einen kurzen Marsch und die günstige Lage des neuen Rastplatzes. Vom Lager aus konnten wir das schöne Tal des Luengo von der Quelle bis zur Eiumün- dnng des Kaminango verfolgen. Die Savanne war mit Baumgruppen angefüllt. Im Osten lag ein größerer Urwald, im Norden zwischen kleinern Urwaldstrecken 13*

5. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 196

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
196 Vmn Kassai bis Mukenge. waren große Maniokfelder, und in unmittelbarer Näh? umgaben die drei Hüttenkomplexe des Dorfes Kiassa- Muschilla das Lager. Die Anlage der Hütten war hier nicht so regelmäßig und geschmackvoll wie in Tambo. Nur einige Wohnungen trugen ein Palmdach, die meisten waren bloß mit breiten Baumblättern gegen die Regen- güsse gedeckt. An einzelne Hütten lehnte sich eine kleine Veranda, und neben dieser lag dann der Gemüsegarten, in welchem Hanf, Pfeffer, Bohnen, Kürbis, Erdnuß, Bataten und die hohen Stauden der Hirse bunt neben- einander standen. Erst außerhalb des Dorfes begannen Maniokfelder. Tie Eingeborenen machten einen znfrie- denen Eindruck. Nahrungssorgen kennen sie nicht- ohne erhebliche Mühe gibt ihnen der fruchtbare Boden eine reiche Ernte und die Palme den erfrischenden Wein. Am nächsten Morgen setzten wir den Marsch fort. Wieder passierten wir im Luengotal einen ausgedehnten Bestand an Weinpalmen und traten dann in die Ur- Waldungen ein. Die Nacht verging unter Gewitter und starkem Regen, so daß wir schon für den Aufbruch Be- fürchtungen hegten; indes klärte sich der Himmel auf, und wir konnten den Marsch nach Tumba-Tschimbari antreten. Die vorwiegend aus Urwald bestehende Be- deckung des hügelförmigen Terrains bot Schutz gegen die brennenden Strahlen der bereits hoch am Firmamente stehenden Sonne. Tumba liegt auf einer steilen Er- Hebung, welche das linke Kandimbanfer begleitet. Es hat 50 schön angelegte und mit Blättern bedachte Hütten. Seine günstige Lage an der Straßengabelung nach Mukenge und Kapungu, einem Baketedorfe am rechten Lnluaufer, wo sich ein bedeutender Elfenbeinmarkt be- findet, gestaltet Tumba zu einem vielbesuchten Knoten- Punkt der Karawanen. . . . Am 2. November führte der Marsch bis an den 30 m breiten Luebo. Die erwartete Baumbrücke war nicht vorhanden. Da der Fluß bei einer Stromgeschwin- digkeit von 120 m in der Minute 2 bis 4 in tief toarr

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 191

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Vom Kassai bis Mukenge. Ul auf dein Marsche nach Tschimbundu, deni neuen Lager-- Platz. Wir passierten den Schimbindabach, der in un- steten Windungen durch ein an Öl- und Weinpalmen reiches Tal dem Kassai zueilt. Gegen Eintritt der Dun- kelheit erreichten wir Tschimbundu. Der folgende Tag war für einen Besuch der Kassai^ sälle bestimmt. Frühzeitig ritten Wißmann, Franz Mueller und Franc-ois in Begleitung von 27 Trägern dorthin ab. Der Führer behauptete, daß es möglich sei, schon am Abend von den Fällen zurück zu sein, doch war hieran gar nicht zu denken, denn die zahlreichen tiefein- geschnittenen Wasseradern erschwerten das Vordringen und rieien eine solche Ermüdung hervor, daß im Dorfe Kabeje Halt geniacht werden mußte. Beim Weitermarsch wurde bald das Rauschen des Falles vernehmbar, an- fangs undeutlich und in Unterbrechungen, jedoch stets zunehmend, bis es zum Brausen anwuchs und plötzlich der herrliche Strom sichtbar wurde. In drei mächtigen Armen stürzten wirbelnd und schäumend die gewaltigen Wassermassen bei einer Breite von 200 111 über das felsige Bett in das 6 in tiefer gelegene Becken hinab. Hier strömten sie in eiliger Hast einem nur 30 m breiten Felsentor entgegen. Die Massen schoben und drängten sich, an den nackten Wänden leckten die gejagten Wellen hoch empor, und hindurch eilte in heftigem Toben das erregte Element, um noch lange schäumend zwischen Palmen und Pandanus dahinzufließen. Der Anblick war überraschend schön. Mochte das Auge den heran- wälzenden Wogen entgegen oder hinab in den brausenden Kessel schauen, wo der weiße Gischt der zerrissenen Wellen sich an der Felswand brach, oder mochte es den Strom entlang über die palmenbedeckte Ebene schweifen, bis die blitzenden Windungen in der Ferne verschwanden, überall fesselte die großartige Szenerie der Natur! Der Rückweg wurde in aller Frühe angetreten. Die Bewohner der Ortschaften grüßten uns wie alte Be- kannte und gaben uns von Ort zu Ort das Geleit.

7. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 197

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Vom Kasscn bis Mukenge. beide mit Urwald bestandenen Ufer hier unbewohnt und keine Kanus vorhanden waren, so wurde schnell eine Brücke gebaut. An beiden Ufern wurde zu diesem Zwecke je ein mächtiger Baum gefällt, in der Mitte des Flusses die beiden Stammenden mit Lianen zusammengebunden und dann lange Stangen in die Bettsohle des Flusses gerammt, welche, durch Lianen verbunden, das Brücken- geländer herstellten. Innerhalb zweier Stunden war die Brücke fertig, und der Übergang konnte beginnen. Nicht iinmer jedoch geht auf der Reise der Brückenbau so schnell. Oft fehlt es in der Nähe des Flusses an passenden Bäumen, oder die Brücke, kaum fertig, wird von der starken Strömung fortgerissen, so daß der Bau von neuem begonnen und oft drei-, viermal wiederholt werden mutz. In solchen Fällen muß die Karawane nicht selten tagelang an einem ungastlichen Flußufer lagern. Nachdem der Luebo glücklich passiert war, wurde inmitten einer Urwaldung in der Nähe des Zembu gelagert. Wie bei ersterm so waren auch die Talhänge des letztern mit dichtem Wald besetzt und zum Flußbette sanft geneigt. Beide Flüsse durchschneiden in raschem Laufe das Tal und haben viele Stromschnellen. Ebenso wie beim Passieren des Luebo waren wir genötigt, am 4. November auch über den Zembu eine Baumbrücke zu bauen. Die Träger fällten sofort mehrere Stämme und zogen sie wie gestern über den Fluß. Zu beiden Ufer- feiten befanden sich in der Talsohle dichte Urwaldungen, aus deren dunkelgrünem Grund einzelne kleine Teiche hervorschimmerten. Der Zembn ist der Typus eines Urwaldflüßchens. Alle Reize der jungfräulichen Vegetation sind hier in der Vollendung vertreten: das Gewirr der Lianen, die vielen umgebrochenen Stämme, die Fülle der niedrigen Farne und Sträucher und das lebendige Rauschen des Zembu, der über Klippen und wurzelreiche Stämme dahineilt.

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 419

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
419 1804, ward er zum erblichen Kaiser der Franzosen erklärt. Jetzt erweiterte er durch unaufhörliche Siege, die er gegen Italien, Preußen, Rußland, Portugal, Spanien und Österreich errang, non Jahr zu Jahr die Grenzen seines Reiches. Im Jahre 1811 befand er sich auf dem Gipfel seiner Macht. Aber seine Ländergier war auch da noch nicht gesättigt und sein Ehrgeiz nicht befriedigt. Es ward immer sichtbarer, daß er keine unabhängige Macht in Europa neben sich dulden wollte. Jetzt sollte der Schlag Rußland treffen. Der Kaiser Alexander war lange ein treuer Freund und Anhänger Napoleons; allein bald mußte er aus mehreren Vorgängen schließen, daß Napoleon ihm mit verräterischer Liebe zugethan sei, daß er ihn zum letzten, aber größten Opfer ausersehen habe. Darum söhnte er sich mit England, der Seele aller Verbindungen gegen Frankreich, aus und zog auch Schweden, dem er in Norwegen einen Ersatz für Finnland versprach, in sein Interesse. Als Napoleon die kriegerischen Vorkehrungen des russischen Kaisers vernahm, rief er voll Zuversicht aus: „Rußland wird von seinem Verhängnisse er- griffen; wohlan, es soll erfüllt werden!" und ließ von den Pyrenäen bis an die Küste der Ostsee, von dem Niemen bis an das adriatische Meer das ganze Jahr 1811 hindurch un- ausgesetzt rüsten; selbst Österreich und Preußen mußten Truppen stellen. Vom Frühjahr bis zum Herbst war alles in Bewegung; nie sah Europa größere und schönere Heere vor- überziehen; der Zug glich einer Völkerwanderung. Über 500 000 Mann Franzosen, Österreicher, Preußen, Sachsen, Bayern, Würtemberger, Badenser, Westfalen, Holländer, Ita- liener, Polen, selbst Spanier und Portugiesen, mit allem reichlich versehen, traten den Zug an und rückten am 25. Juni über den Grenzfluß Niemen. Der Untergang Rußlands schien um so gewisser und näher, da es gerade mit den Türken in einen Krieg verwickelt war. Aber unter Englands Ver- mittelung schloß Alexander mit den Türken einen Frieden, in welchem der Pruth die Grenze seines Reiches wurde, und wendete nun seine ganze Macht gegen den neuen Feind, mit der feierlichen Beteuerung, den Krieg nicht zu enden, so lange ein feindlicher Streiter aus Rußlands Boden stehe. Napoleon hatte eine Abteilung seines Heeres unter Oudinot und Mae- donald auf die Straße nach Petersburg gegen den russischen Fürsten Wittgenstein geschickt; mit der Hauptmacht ging er selbst gerade auf Moskau los. Die russischen Anführer Barclay de Tolly und Bagration zogen sich kämpfend vor ihm zurück. Nach zweitägigem mörderischen Kampfe bei Smolensk, am 17. und 18. August, erstürmten die Franzosen diese Stadt, 97i

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 420

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
420 nachdem sie größtenteils eine Brandstätte geworden war. Jetzt übernahm der alte Kutusow, der eben siegreich aus dem Türken - kriege zurückgekehrt war, den Oberbesehl über das russische Heer. Auch er zog sich zurück und brannte hinter sich die Städte und Dörfer nieder, um dem Feinde nur eine Wüste zurückzulassen. An der Moskwa, 15 Meilen von der alten Hauptstadt, machte er endlich Halt; die Ehre des Reiches schien eine Schlacht zu fordern zu ihrer Rettung. Da rief Na- poleon frohlockend: „Soldaten, hier ist die Schlacht, die ihr er- sehnt habet. Sie ist notwendig; denn sie bringt uns Über- fluß, gute Winterquartiere und sichere Rückkehr nach Frank- reich. Benehmet euch so, daß die Nachwelt von jedem unter euch sagen kann: Auch er war in der großen Schlacht unter den Mauern Moskaus!" Zugleich ließ er das Bildnis seines Sohnes an der Außenseite seines Zeltes aufhängen, und Offiziere und Soldaten eilten begeistert herbei, die Gestalt ihres künftigen Herrschers zu betrachten. Ein anderes Schauspiel bot sich im russischen Lager dar. Die griechische Geistlichkeit erschien in ihren priesterlichen Ge- wändern und zog in feierlicher Prozession durch das Lager. Die Bilder der gefeiertsten Heiligen wurden dem verehrenden Blicke der Truppen vorübergetragen. „Erde und Himmel", sprachen die Priester, „sind durch die Fremdlinge verletzt und zur Rache aufgefordert, und der in der Schlacht Tapfere wird sich unfehlbar die Seligkeit erringen." Die Russen antwor- teten mit einem begeisterten Hurrah. Am 7. September wurde die große Schlacht an der Moskwa, bei dem Dorfe Borodino, geliefert. An 25 000 Menschen aus jeder Seite bluteten an diesen! Schreckenstage. Vom frühen Morgen bis in die Nacht wurde mit beispielloser Erbitterung gestritten. Ganze Regimenter russischer Bauern schlossen sich mit der Festigkeit alter Soldaten an, machten das Zeichen des heiligen Kreuzes und stürzten mit dem Rufe: „Gott sei uns gnädig!" in das dichteste Handgemenge. Endlich trat Kutusow den Rückzug an und wollte lieber Moskau preisgeben, als eine neue Schlacht liefern; Moskau sei ja nicht das Vater- land. Mit niedergeschlagenen Blicken, zusammengerollten Fahnen und ohne Trommelschlag zogen die russischen Trup- pen durch die stille Hauptstadt. Der größte Teil der noch ilbrigen Bevölkerung schloß sich mit dem Befehlshaber der Stadt, Grasen Rostopschin, dem düstern Zuge an. Am 14. September erblickten die Franzosen von der Höhe eines Berges die ehrwürdige Stadt, und der Freudenrus: „Moskau! Moskau!" durchlief die Reihen. Moskau erschien so glänzend und gebietend wie sonst. Die Türme seiner drei-

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 424

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
424 bringung freiwilliger Gaben und Opfer. Das ganze Land erschall vom Geräusche der Waffen, ein neuer Geist beseelte Preußens Heer. Nach den siegreichen Schlachten bei Großbeeren, an der Katzbach, bei Kulm und Dennewitz zogen sich die Heere der verbündeten Mächte immer enger zusammen und suchten Na- poleon in den Rücken zu kommen, um ihn von Frankreich abzuschneiden. Das merkte er und zog sich nach Leipzig zurück. Die Verbündeten folgten ihm, und die großen Tage der Entscheidung naheten heran. Der Fürst von Schwar- zenberg erließ jetzt einen Aufruf an das Bundesheer, mit den Worten: „Die wichtigste Epoche des heiligen Kampfes ist erschienen, wackere Krieger! Die entscheidende Stunde schlägt, bereitet euch zum Streite! Das Band, welches mäch- tige Nationen zu einem großen Zwecke vereinigt, wird auf dem Schlachtfelde enger und fester geknüpft. Russen, Preußen, Österreicher! ihr kämpft für eine Sache, kämpft für die Freiheit Europas, für die Unabhängigkeit eurer Söhne, für die Unsterblichkeit eurer Namen. Alle für einen, jeder für alle! Mit diesem erhabenen männlichen Rufe eröffnet den heiligen Kampf; bleibt ihm treu in der entscheidenden Stunde, und der Sieg ist euer!" Ein Reitertreffen bei Libertwolkwiz am 14. Oktober zwischen den Truppen des Königs von Neapel und einem Teile des Schwarzenbergschen Heeres war gleichsam das Vor- spiel zu dem großen Trauerspiele, welches vier Tage hindurch um und in Leipzig aufgeführt werden sollte. Am 16. be- gann der Riesenkampf. Mehr als 300 000 Mann Ver- bündete standen gegen 200 000 Mann Franzosen, und seit 8 Uhr des Morgens donnerten über 1000 Kanonen gegen einander, so daß die Erde erbebte, und viele Fenster in Leipzig zersprangen. Der Kampf schwankte unentschieden; Dörfer wurden genommen und verloren. Am blutigsten war der Kampf bei den Höhen von Wachan, wo Napoleon selbst stand, und bei den vorliegenden Dörfern Güldengossa und Auenhain. Alle Anstrengungen der Verbündeten scheiterten hier an dem Ungestüme der Franzosen und Polen. Napoleon selbst sprengte wiederholt mitten im Feuer aufmunternd an
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